Ein artgerecht - Buch von Nicola Schmidt: Geschwister als Team. Ideen für eine starke Familie

Hier das Geschwisterbuch aus der Artgerecht-Reihe. Die Artgerecht-Bücher habe ich in letzter Zeit recht oft gesehen, darum bin ich neugierig geworden, da ich selbst drei Kinder und zwei Schwestern habe. Hier nun meine Rezension.

Zum Inhalt:
Nicola Schmidt geht Geschwisterbeziehungen auf den Grund.
Dabei geht es um Grundlegendes wie die Familienstruktur, den Altersabstand oder die Bedeutung des Geschlechts und um Spezielleres wie das richtige Streiten und Lösungen finden, Konflikte entspannen und von Anfang an Geschwister so einzubinden, dass sie zusammen an Lösungen arbeiten und lernen, was sie als Team bewirken können.
Laut der Autorin gibt es 6 Bausteine einer starken Geschwisterbeziehung bzw. starken Familie. Ein größerer Baustein widmet sich zum Beispiel den Bedürfnissen der einzelnen Geschwister und wie Eltern diese erkennen und dem gerecht werden, dem "richtigem" Altersabstand und Geschwisterbeziehungen hier und anderswo.
Ein weiterer handelt vom wohl dringendstem Thema der Eltern: dem Streiten und Lösungen finden.
Es geht um die Zeit, wenn ein neues Baby in die Familie kommt und wie der Alltag so organisiert werden kann, dass der Stress sich in Grenzen hält und auch auf Patchworkfamilien, Kinder mit besonderen Bedürfnissen und gestorbene Geschwister geht sie ein.
Das Buch endet mit einer Zusammenfassung und mehreren Übungen für die Eltern, wenn etwas geändert werden soll.


Meine Meinung:

Zum Cover gibt es nicht viel zu sagen, das passt und ist stimmig.

Die Gliederung empfand ich als etwas unstrukturiert, mit vielen kleinen Unterpunkten, beim Lesen war es nicht so deutlich geteilt, da wären mir deutlichere Strukturen lieb gewesen.

Es ist gut geschrieben, mit Humor und Verständnis, sodass es zumindest sprachlich nicht zu anstrengend war. Frau Schmidt hat viel recherchiert, alle Quellen sind vermerkt.

Rein inhaltlich gab es vieles, wo ich gut mitgehen kann und einiges, wo ich mich wunderte.
Dazu muss ich sagen, dass die Zeit als meine älteren Kinder im "Streitalter" waren, längst vorbei ist und daher für uns vieles nicht (mehr) relevant ist.
Damals hätte ich das Buch wohl gut gebrauchen können, aber schon VOR der Planung des zweiten Kindes, damit der Altersabstand "richtig" gewesen wäre. Allerdings wäre es wohl gar nicht entstanden, weil wir absolut niemanden in unserer Nähe zur Unterstützung, geschweige denn einen Clan, hatten. (Ironie off)
 Das ist auch mein größter Kritikpunkt am Buch: Deutschland wäre wahrscheinlich wesentlich kinderärmer, wenn Eltern dieses Buch VOR dem zweiten Kind in die Finger bekäme. Zum Glück ist das wohl nicht so, denn meist liest man es frühestens, wenn ein Geschwister unterwegs ist. Dann darf man aber ein schlechtes Gewissen haben. Ebenso gibt es einfach viele, viele Kleinfamilien, die eben keine Großeltern o.ä. bei sich haben. Warum sollten diese es nicht schaffen? Ich bin meist ganz froh, wenn sich niemand hier groß mit einmischt ;)  Tatsächlich empfinde ich unser zweites Kind manchmal als das schwierigste und jetzt weiß ich auch, was wir falsch gemacht haben 😖
Es gibt noch weitere kleinere Kritikpunkte zum Thema Rollenverteilung, das mir durchweg einleuchtet, aber warum darf ich sagen "du bist das älteste Kind", aber nicht "Du bist der Große"?
Viel Wert wird darauf gelegt, dem größerem Kind viel Zeit zu widmen, wenn ein Baby kommt, auf der anderen Seite heißt es aber, erste Kinder sind intelligenter als zweite, weil sie mehr Zuwendung bekommen? Warum Konflikte so extrem spielerisch auflösen, so tun als weinte ich auch wie das Kind, weil ich unbedingt auf den Stuhl will, wenn ich doch die Kinder in ihren Gefühlen und Konflikten ernst nehmen möchte?
Es gab dennoch vieles, was ich gut fand und wo ich gut mitgehen kann, vieles werde ich mit auf meine Arbeit in der Krippe mitnehmen, wie eben Streit als Lernfeld zu sehen und Kinder in ihren Beziehungen zueinander stärker wahrzunehmen.

Es tut mir leid, dass mein erster Punkt so stark ist, da hat mich Frau Schmidt leider wohl auf dem falschen Fuß erwischt. Insgesamt nicht so schlecht, ich fand es irgendwie anstrengend zu lesen, ich gebe 2,5 Sterne (aufgerundet 3).


Kösel-Verlag, München 2018, 2. Aufl., 238 Seiten



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