Die Suche nach dem eigenen Ich - über Spiegel, zwischen Lilien und durch Spinnweben

Nirgendland

von Fräulein Spiegel

Edition Roter Drache, September 2019
575 Seiten


Achtung: Dieses Buch ist wirkliche Phantastik, die verlangt, sich richtig "hineinzulesen"!

"Du willst wissen, was unsereins nicht wissen kann, die wir nur Fleisch und Blut sind....Fragen über Fragen, und immer wieder neue, und sie werden dich immer weiter fortlocken von  dem Pfad, dem du einmal folgen wolltest." ... "Du wirst nicht mehr zurückfinden von dort, wohin du gehst, und eines Tages wirst du vor dem Tor aus Spiegel stehen..." (Seite 17)

Nach ersten Anlaufschwierigkeiten nimmt es den Leser mit auf die Reise auf dem Sternenpfad. Durch eine Welt (bzw. mindestens zwei Welten) voller fantastischer Wesen, Zauberei, Schicksale und vor allem Lilien und Spiegel.

Der Prolog ist das Schwierigste. Sobald das geschafft ist, liest es sich leichter, doch es braucht etwas Zeit, sich hineinzulesen. Vieles im Weltenaufbau ist am Anfang verwirrend. Und auch nach Beenden des Buches blicke ich nicht wirklich durch. 

Die Geschichte selbst beginnt mit Lil-Laë von den Arkhalaéyi - ein Volk von Vogelmenschen. Sie macht sich auf, um das Geheimnis des Zwielichtes zu ergründen, das seit dem Niedergang des Sternenlichtschattens herrscht. Als sie zu ihrem Volk zurückkehrt, kommt sie nicht allein. Lîskith, der Zauberer, begleitet sie und sie trägt sein Kind unter ihrem Herzen. 
Doch Lîskith hütet dunkle Geheimnisse und verlässt sie darum.

Sein Sohn Jeónathar macht sich Jahre später auf die Suche nach seinem zweiten Namen - seinem wahren Namen und seiner Bestimmung. Doch auch und vor allem auf die Suche nach seinem Vater. Sein Weg führt ihn durch eine Welt voll Zauberei und dunkler Magie, mit Begegnungen, die seine Vorstellungskraft (und die des Lesers) beinah übersteigen. Es geht durch das Hier und durch den Schleier, es geht durch diese Sphäre und durch die folgenden bis zum Rand des Sternenrings, bis Jeónathar seinen Namen und seine Bestimmung findet. Damit endet das Buch und somit denke ich, dass ein zweiter Teil folgen wird.
Ich wünschte, die Geschichte von Lil-Laë und Lîskith hätte mehr Raum eingenommen oder auch nur Lîskiths Geschichte. Sie ist sehr interessant, in sein Leben würde ich gern nochmal eintauchen.


Ich bin sehr beeindruckt von der wortgewaltigen, fantasievollen Schreibweise, die wirklich Bilder im Kopf entstehen lässt. Eigentlich ist das Buch also ein Film. Und wer gern zeichnet: dieses Buch liefert Unmengen Material dafür. (Bitte lasst es mich wissen, da ich nur rudimentär begabt bin)
Ich habe unglaublich viele Post-Its hineingemacht für solche Stellen. 

Aber wie schon angedeutet, es braucht Zeit und Ruhe zum Lesen. Nicht dass die Tochter daneben Fernsehen schaut, dann läuft das nicht. Dafür ist alles einfach zu komplex - die Welt, die Sprache, die Geschichte... Da es für mich schwierig war, mich in den Weltenaufbau einzufinden, war es dann auch schwieriger, mit Jéo mitzugehen. Am Ende des Buches war ich etwas schlauer und habe dann den Anfang noch einmal gelesen, aber vieles ist immer noch, sozusagen, hinter dem Schleier.

Was ich leider auch sagen muss, weil es so auffällig ist, dass ich es nicht unter den Tisch fallen lassen kann: Es wimmelt von Fehlern. Nicht einfach mal ein "s", das fehlt oder so, sondern Worte, die zuviel sind, Rechtschreibfehler, Worte, die fehlen...
Liegt vielleicht an meinem inneren Monk, aber das hat mich sehr gestört. Ein fertig gedrucktes Buch sollte besser Korrektur gelesen sein, da hat es jemand eilig gehabt. Sehr schade, denn es schmälert die Qualität einer wirklich guten Geschichte.

Ich vermute, es wird ein weiterer Band folgen, denn Jéo hat ja noch Dinge zu erledigen und vielleicht finde ich dann wieder den Einstieg.

Für Freunde einer bildgewaltigen und eher dunklen Phantastik auf jeden Fall zu empfehlen!


3,5 Sterne







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